Michael Krause berichtete am 8. Mai 2013 in „Der Tagesspiegel“ anlässlich der stattfindenden „Republica 2013“ über das Thema Grundversorgung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Grundversorgung 2.0?

UnterdrückungWie wollen die öffentlich-rechtlichen Sender sich im Internet präsentieren und es als ein wahrhaft drittes Standbein der medialen Grundversorgung nutzen? Auch darüber diskutierte die Netzgemeinde auf der Republica. Schließlich gibt es bereits Angebote, die mit gutem Beispiel voran gehen.

„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehört allen“ hat Lutz Marmor, Intendant der ARD, vor wenigen Wochen gesagt. Als wüssten das nicht alle. Durch die neue Rundfunkgebühr jedoch bekommt diese Aussage nun eine ganz neue Bedeutung. Denn auf einen Schlag hat die Haushaltsabgabe die Beitragszahler zu Anteilseignern am gesamten öffentlich-rechtlichen System gemacht. Wo früher ein Radiohörer nur für’s Radio bezahlen musste, zahlen heute alle für alles.

Seit Einführung des neuen Rundfunkbeitrags zu Anfang dieses Jahres reißen die kritischen Debatten über die öffentlich-rechtlichen Sender nicht mehr ab. Neben dem Tauziehen um die Digital- und Jugendkanäle werden nun auch die Fragen nach der Strategie der Öffentlich-Rechtlichen für den zukünftigen Umgang mit dem Internet als drittem Standbein der Medien-Grundversorgung immer lauter.

Den ganzen Bericht finden Sie unter: Tagesspiegel – Grundversorgung 2.0? External link

Kommentar

Das ist wie in anderen Lebensbereichen: Man hat verfestigte Strukturen, die man am liebsten sofort abschaffen würde, aber man traut sich nicht, das in aller Deutlichkeit zu sagen bzw. zu fordern. Daher redet man zunächst um den heißen Brei herum und versucht damit, diese Strukturen zu zügeln.

Noch krasser aber treffender ist der Vergleich mit Diktaturen: Jeder weiß ganz genau, dass Diktaturen schlecht sind, aber wenn man in einem diktatorischen System lebt, versucht man sich mit dem System zu arrangieren – bloß nicht auf Frontalkurs gehen und negativ auffallen, das könnte sogar lebensgefährlich sein. Das geht soweit, dass auch Leute, die eigentlich gegen das System sind, gegen andere Systemkritiker vorgehen, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, man stünde gegen das System – Gleichgesinnte bekämpfen sich gegenseitig, um beim gemeinsamen Feind nicht negativ aufzufallen!

Genau das passiert gerade mit dem öffentlichen-rechtlichen Rundfunk – Keiner traut sich in der Öffentlichkeit, die Wahrheit ungeschminkt zu sagen. Man versucht lieber durch Korrekturänderungswünsche das System des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks ein bisschen gerechter aussehen zu lassen. Dieser Versuch ist genauso sinnlos, wie der Versuch einer Diktatur zu verniedlichen – das, was bereits verdorben ist, wird nicht besser, wenn man etwas Parfüm darüber sprüht.

Viele nehmen das Wort „Grundversorgung“ in den Mund, ohne sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, was diese genannte Grundversorgung im 21. Jahrhundert wirklich bedeutet. Noch weniger Leute stellen sich die Frage, ob man heute diese nicht näher definierte Grundversorgung wirklich braucht. Zum Einstieg in das Thema Grundversorgung empfehle ich nachfolgende Artikel von mir, die dieses Thema kurz beschreiben:

Grundversorgung

Grundversorgung im 21. Jahrhundert

Erst dann, wenn der Begriff „Grundversorgung“ für alle klar und unmissverständlich definiert wurde, sollte man damit beginnen, sich über einen möglichen „Grundversorgungsauftrag“ Gedanken zu machen. Der nächste logische Schritt wäre dann die Definition des Umfangs dieser Grundversorgung, um daraus die Größe des für die Erfüllung des Grundversorgungsauftrages notwendigen Apparates festzulegen.

Über dieses Thema wird jedoch gezielt geschwiegen und die Medien verstehen es bereits seit Jahrzehnten, die notwendige gesamtgesellschaftliche Diskussion darüber gekonnt zu unterdrücken.

Es gibt einige Ansätze, wie der eingangs verlinkte Artikel zeigt, das ist jedoch noch zu wenig. Solange der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch den Zwangsbeitrag von der ganzen Bevölkerung dieses Landes fürstlich gemästet wird, sind keine grundsätzlichen Änderungen in Sicht. Deswegen ist eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über dieses Thema zwingend notwendig – solange diese nicht stattfindet, wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk weiter verfestigt und deren Gegner geschwächt.

Durch die ungeheure wirtschaftliche Macht und die allmächtige mediale Durchdringung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bleibt das Anstoßen einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion eine fast unlösbare Aufgabe – man erreicht die Masse nicht oder nur sehr schwer, denn man kann auf der einen Seite nicht mit den öffentlichen-rechtlichen Medien rechnen und auf der anderen trauen sich die sogenannten etablierten privaten Medien aus unterschiedlichen Gründen nicht. Somit bleiben das Internet und die so genannte Mund-zu-Mund-Propaganda als einzige Verbreitungswege übrig. Ein Armutszeugnis für ein System, das sich demokratisch nennt – wir, das Volk, sind in dieser Sache auf uns alleine gestellt!

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